Konzertankündigung

Münchner Frauenchor

Konzertankündigung

Münchner Frauenchor

23.06.2013 Evang. Himmelfahrtskirche München Sendling

20 Uhr

Karten zu 17,- / 12,- Euro an der Abendkasse

KOMPONISTINNEN schreiben für FRAUENCHOR

Komponistin? Sehr lange existierten weder das Wort noch der Begriff. Ein Komponist war ein Mann, der Beruf so eindeutig männlich wie der des Holzfällers und des Schmieds. Komponistinnen gab es dennoch immer, auch wenn sie nicht so genannt oder verstanden wurden. Im frühen deutschen Mittelalter erstrahlt eine Hildegard von Bingen, hochwürdige Äbtissin, Mystikerin, Universalgelehrte und eben auch Komponistin. In Südfrankreich begegnen wir um die gleiche Zeit einer Beatrice de Dia, höfische Dichterin und Minnesängerin, die im Gegensatz zu Hildegard von Bingen die irdischen Leidenschaften besingt.

Die Barockzeit kennt und anerkennt etliche Komponistinnen, darunter die zwei

Lieblingsschwestern des selbst komponierenden Philosophenkönigs Friedrich II von

Preußen. Es sind Wilhelmine von Bayreuth mit ihrem fränkischen Musenhof und die viel jüngere Anna Amalie, die sogar aus Liebe zur Musik die Ehe verweigern darf. Um dieselbe Zeit erklingen hinter allen Klostermauern die singenden Stimmen der Nonnen, nicht selten von Instrumenten begleitet. Ein Vivaldi in Venedig komponiert für sie und die Schönheit der Stücke, die himmlische Vollkommenheit der Aufführungen ziehen Zuhörer aus ganz Europa an. Dennoch sind es meistens die Nonnen selber, die, nach fundierter Ausbildung, für die Klostermusik komponieren, wie Maria Xaviera Perucona und Chiara Margarita Cozzolani. Dort entsteht auf sehr organische Art und Weise die Verbindung Komponistin-Frauenchor.

Später in der Romantik, als der Frauenchor sich als eigenständiges Vokalinstrument

entwickelt, versuchen endlich Frauen als vollwertige „Komponisten“ Anerkennung zu finden. Dies gelingt einer Fanny Hensel, der Schwester Felix Mendelssohn-Bartholdys, oder einer Clara Schumann, wenn auch nur schmerzhaft im Schatten des Bruders oder des Ehemanns. Heutzutage bezweifelt niemand mehr, dass Frauen komponieren, gut komponieren, genauso gut komponieren können. Der Münchner Frauenchor stellt Ihnen eine exquisite Auswahl vor.

Hildegard von Bingen, die Schöpferin der „Symphonie der himmlischen Erscheinungen“ begleitet uns durch das ganze Programm. Von Nancy Telfer, einer kanadischen, zeitgenössischen Komponistin und ausgebildeten Sängerin, singen wir mehrere Kompositionen. Durch ihre wunderschönen, klangvollen, lebendigen Stücke strahlt ihre Liebe zur Schöpfung aus, auch ihre Sorge um deren Gefährdung. Die Schwedin Alice Tegner übte ihre ersten Lieder auf dem Klavier der Schiffskajüte ihres Vaters, der später Kantor wurde. Sie ist in ihrem Land bekannt für ihre Kinderlieder mit einfachen, einprägsamen und dennoch raffinierten Melodien. Die deutsche Erna Woll spielte eine bedeutende Rolle in der hiesigen Musiklandschaft

nach dem 2. Weltkrieg. Diese hat sie geprägt, ihre Kompositionen, Texte wie Melodien, haben Tiefgang, Melancholie, unstillbare Sehnsucht, erwecken verschwundene, geschundene Gestalten zum Leben. Der Krieg hat

auch das Schicksal der englischen Lautenspielerin Rebecca Clarke bestimmt. Sie war eine der ersten Frauen, die in einem großen Orchester spielen durfte. Während des Krieges musste sie England verlassen und flüchtete in die USA. Dort blieb sie bis zu ihrem Tod. Sie hat vor allem für die Laute komponiert, aber auch einige wenige, sehr schöne Stücke für Frauenchor, wie das „Ave Maria“, das unser Programm abschließt.

Komponieren Frauen überhaupt anders als Männer? Haben sie andere Themen? Lassen sie die Frauenstimme anders erklingen? Holen sie mehr oder etwas anderes, neues, vielfältigeres daraus? Das sind sehr interessante Fragen. Wir versuchen, Antworten anzuregen. Wir meinen aber auch: Die Musik der Komponistinnen ist wunderschön, ihre Musik für Frauenchor eine noch zu seltene Freude.

Text: Eve Rudschies

 

Ausführende:

Münchner Frauenchor unter der Leitung von Katrin Ehmer

Klavier:  Susanne Jutz – Miltschitzky

Schlagzeug: Christoph Hobmair

Cello: Andreas Steinegger

Harfe: Anette Hornsteiner